Von Ralf Hilgenstock
Die Verpflichtung, Dienstleistungen barrierefrei bereitzuhalten, rückt immer mehr in den Fokus. Die Öffentliche Verwaltung hat diese Anforderung schon länger und auch private Organisationen müssen sich damit befassen.
Auf den ersten Blick scheint es sich dabei um eine neue zusätzliche bürokratische Auflage zu handeln. Wer etwas näher in das Thema einsteigt, stellt fest, dass heute bereits jeder vierte Einwohner direkt von barrierefreien Dienstleistungen profitiert. Diese Menschen auszugrenzen, bedeutet auch für Unternehmen, künstlich den Markt zu beschränken.
Die meisten Menschen stellen sich unter Barrierefreiheit noch immer vor: Es ginge um Menschen, die gelähmt, blind oder taub sind. Tatsächlich geht es aber um viel mehr. Veränderung der Sehfähigkeit und des Hörens ist auch eine Frage des Alters. Menschen mit psychischen und kognitiven Einschränkungen identifiziert man nicht einfach, wenn man ihnen auf der Straße begegnet. ADHS, Autismus und Hochintelligenz sind zwar in vielerlei Munde, sehr wenige haben sich aber informiert, wie sich diese Diagnosen auf Kommunikation, Wahrnehmung und Lernen auswirken.
Wenn wir uns mit Lernen befassen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein Teil unserer Lernenden mit einer solchen Einschränkung umgehen muss. Die Frage ist: Wie können wir Kurse möglichst barrierearm gestalten?
In den letzten Wochen bin ich mehrfach mit dem Thema konfrontiert worden. Deshalb ein paar Anmerkungen, die ich in loser Folge vertiefen will.
Mitte September fand die Online-Veranstaltung „Digital für alle“ statt. Der Paritätische Gesamtverband hatte mit vielen Betroffenenorganisationen eingeladen. Ich war gebeten worden, zu zeigen, welche Funktionen für Barrierefreiheit Moodle hat. Die Veranstaltung war auch für mich sehr anregend, da sie simultan in Gebärdensprache und leichte Sprache übersetzt wurde.
Moodle ist tatsächlich sehr gut für barrierefreie Kurse vorbereitet. Es kommt darauf an, die Kurse auch entsprechend zu konzipieren. Die allermeisten Tücken kann man als Kursersteller/in bewältigen, wenn man nur wenige Regeln beachtet. In Moodle sind z. B. die Tools von Brickfield Education Labs integriert, die es ermöglichen, den eigenen Inhalt zu überprüfen. Je nach Ausbaustufe unterstützen sie auch automatische Korrekturen oder die Umwandlung von dateibasierten Inhalten in andere Formate. Eine PDF-Datei kann so in eine Audiodatei umgewandelt werden. Es ist sogar möglich, eine PDF-Datei erstellen zu lassen, die Blinde in Braille ausdrucken können.
In der Diskussion waren die Teilnehmenden sehr interessiert, wie Datenschutz gewährleistet wird und ob die Entwickler bei Moodle Barrierefreiheit von Anfang an mitdenken. Das ist tatsächlich der Fall. Die Entwicklung eines eigenen Texteditors Atto, der Barrierefreiheit unterstützt, war dafür ein guter Beleg. Er wird jetzt durch TinyMCE abgelöst, der ebenfalls gut geeignet ist.
Moodle lässt die Plattform übrigens regelmäßig nach dem internationalen WCAG-Standard prüfen und zertifizieren.
Eine Woche vor dieser Veranstaltung hatte ich Gelegenheit, in Wien bei der MoodleMoot DACH mit mehreren Dutzend Moodle-Anwender/innen zu diskutieren, wie es gelingen kann, die Kursersteller/innen dazu zu bewegen, ihre Kurse barrierefrei zu gestalten. Hieraus habe ich interessante Ideen mitgenommen, die meine Kolleg/innen in Zukunft weiter in ihre Arbeit aufnehmen.
Das Thema Barrierefreiheit ist bei eLeDia in vielfältiger Form präsent und kann gerne abgerufen werden. Dazu gehören u. a. Sensibilisierungsschulungen, Kurschecks, Materialentwicklungen, kooperative Kurserstellung, aber auch Lizenzierung der Vorlesesoftware Readspeaker und der Analysetools von Brickfield Education Labs.
Interessiert? Nehmen Sie Kontakt mit uns auf.